Ursprung des Schellenschmiedens

Mit den vier Grundelementen Luft, Erde, Feuer und Wasser wurden damals wie heute die Schellen geschmiedet.

Besondere Bedeutung der traditionellen Herstellung der Schellen erlangte das Nordtirol.
Regelrechte Zentren der Schellenschmiede waren die beiden Gerichtsbezirke Nauders und Landeck.

Die bekanntesten und wohl auch tüchtigsten dort lebenden Schellenschmiedefamilien waren die Schuchter’s in Pfunds seit 1681, die Brüder Leitner in Grins und die Scherl’s in Schnann seit 1703. Diese überlieferten Ihr Handwerk über Generationen weiter.

Das Schellenschmiedehandwerk wurde grösstenteils als Nebenerwerb zur Landwirtschaft oder in Verbindung mit dem Sensen schmieden ausgeübt. Nach ihrer Form unterschieden die Schmiede zwischen Froschmaul-, Keil-, Flach-, Hoch-, und Rundschellen. Die Schellenschmiede erzeugten einfache nach der Tonleiter angefertigte Kuhschellen, jedoch nach traditioneller Machart.

Lange Zeit sorgte der erfolgreiche und einträgliche Erwerbszweig dieser weitum gefragten Schellen für Bekanntheit, hohes Ansehen und für die Nachfrage dieser Produkte in andere europäische Staaten.

Der Niedergang dieses Handwerks steht sehr eng in Verbindung mit der seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Industrialisierung. Die Schmiede haben nämlich die erzeugten Schellen dann mehrheitlich galvanisiert oder im Schmelztiegel behandelt und nicht mehr im Lehm feuervermessingt. Dadurch hat die Qualität merklich nachgelassen und ihr bisher guter Ruf nahm dadurch schaden.                                                                                                                                                            

Ein weiterer Grund ist der Ausbruch des 1. Weltkrieg, der das traditionsreiche Gewerbe zum Erliegen brachte. Heute schmieden noch die Familie Scherl und die Familie Schiestl in Fulpmes, jedoch werden die Schellen nach modernen Beschichtungsverfahren behandelt. 

Ende 19. Jahrhundert entwickelte sich aus noch aktiven Quellen der traditionellen Fertigung eine neue Ära, die Senntumschellen. Ein Schellendreiklang. Anfangs wurden die Schellen anhand verschiedener Grössen und Tönen zu einem Dreiklang zusammengestellt. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Senntumschellen zu einer perfekten musikalischen Einheit gefertigt.          Eine hohe Anforderung an den Schmied!

Die Senntumschellen erlangten überregionale Beliebtheit bei Alpaufzügen, Viehschauen, musikalischen und gesanglichen Einlagen, Sammlungen und Liebhabern. Auch für Winterbräuche wie z.Bsp. das Klausjagen in Küssnacht, das Silvesterklausen im Appenzellerland oder für den Calandamarz im Bündnerland stellten die Schmiede die passenden Schellen und Rollen her. Die Blütezeit erreichte dieses Handwerk Ende des 20.Jahrhunderts.

Wandel und Entwicklung oder die fehlende Persistenz (Bewahrung und Erhaltung) brachten dieses Handwerk zum Versiegen. 2020 verstarb der letzte aktive Schellenschmied seines Standes in Strengen Tirol.